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antinous - Gründung und Präsentation
 

Rede von Armin Lohrmann (Managing Director)

- es gilt das gesprochene Wort -

Mit wirklicher Freude begrüße ich Sie zur Gründung und Vorstellung von ANTINOUS.

Anderthalb Jahre Vorbereitung brauchte es, um von der Idee einer schwulen Unternehmensberatung damals noch unter dem Arbeitstitel SCHWUBS - zum heutigen Schritt in den Markt zu kommen.

Die Voraussetzungen waren gut: Die beiden Initiatoren, Burkhard Hoffmeister und meine Wenigkeit, besaßen nicht nur eine gute Idee, sondern konnten sich als Geschäftsstellenleiter der durchaus erfolgreichen Unternehmensberatung SYNERGIE auf eine solide Basis und Erfahrung "im Geschäft" stützen.

Der VÖLKLINGER KREIS als Berufsverband der schwulen Führungskräfte bot in seiner Fachgruppe Human Ressource ein Forum, in dem sich die Grundzüge eines solchen Projektes kompetent und interessiert diskutieren ließen.

Ich danke diesen Kollegen für ihre konstruktive und wohlwollende Unterstützung; Ihr habt wesentlichen Anteil an unserem bisherigen Weg

In diesem Kreis fanden sich dann auch die Partner und Unterstützer, denen Sie heute hier begegnen.

Wir wollen mit ANTINOUS eine leistungsstarke und erfolgreiche Company aufbauen.

Wir sind der Überzeugung, dass Schwul-Sein mehr ist als Oper, Design und Versace.

Frei nach dem Motto von Matthias Frings: " Schwul geboren - so ein Quatsch - das habe ich mir hart erarbeitet."

Schon bei der ersten Vorstellung der Idee der schwulen Unternehmensberatung überraschten mich die zahlreichen positiven Rückmeldungen von Heterokollegen und Freunden.

Dazu gehörte 1999 bereits auch eine KollegIN, die mich ermutigte: "Das war das Jahrhundert der Frauen - jetzt beginnt das Jahrhundert der Schwulen."

Gleichzeitig begegnete ich durchaus "kritischer Distanz" nicht weniger Schwuler.

Erscheint unsere Idee doch auf den ersten Blick konträr zum bisherigen Kampf der Schwulen Bürgerrechtsbewegung.

Diese ringt um die Gleichberechtigung der Schwulen, gegen Stigmatisierung und ist oft auch froh, erfolreich zu sein und über manches "nicht mehr reden zu müssen".

Das war nicht mein und ist nicht unser Weg.

Unmittelbar nach dem Examen riet mir ein sehr geschätzter amerikanischer Kollege: "Bewerb Dich doch mit Deinem Schwul-Sein!"

Ich war damals eher verstört denn begeistert.

Was will er von mir? Heißt nicht unser Ziel Gleichwertigkeit im Leben und vor dem Gesetz?

Wollen wir nicht heraus aus unseren Ghettos? Vielleicht sogar in den Schoß der "normalen" Gesellschaft?

Natürlich - und natürlich nicht!

Natürlich brauchen wir gleiche Rechtsprechung, gleiche Chancen, gleiche Möglichkeiten.

Und natürlich brauchen wir keine Gleichmacherei.

In einer Gesellschaft geprägt durch Individualisierung wirkt es auch ein Stück weit anachronistisch, in den "Gleich-Gleich-Kategorien" zu denken.

Wir besitzen den Mut, die ehemalige Stigmatisierung in eine wettbewerbsfähige Marke zu transformieren.

Die Ironie ist:

Gerade Probleme, Schwierigkeiten und Stigmatisierung. die wir erfahren haben und erfahren, sind der Humus, auf dem unser heutiger Marktvorteil entsteht.

Soziale Kompetenzen sogenannte Soft Skills - rückten ins Zentrum des Interesses.

Sie sind heute so wichtig wie Fachkompetenzen wenn sie nicht sogar wie bei uns Personalentwicklern selbst Fachkompetenz werden.

Es ist nicht die Gruppe hochwertig kompetenter Individualisten, die Erfolg garantiert; sondern es ist die Bildung eines wirklichen Teams.

Wir schwulen Personalentwickler, Organisationsentwickler und Trainer haben eines gemeinsam: unsere schwule Sozialisation.

Wir sind geprägt von ständiger Konfrontation mit der Stigmatisierung.

Bereits mit der Wahrnehmung der eigenen Homosexualität beginnen diese Erfahrungen - und es beginnt die Notwendigkeit, mit diesen Erfahrungen konstruktiv umzugehen.

Die "normalen" Entwicklungsmöglichkeiten Heterosexueller stehen uns nicht offen; Freundin, Karriere, Hausbau, Kinder - dies alles ist für uns nicht ohne weiteres möglich.

Und genau hier beginnt das Suchen nach neuen Perspektiven, das Ringen um Möglichkeiten.

Das Coming Out vor sich selbst, vor Freunden, vor der Familie - die Entdeckung schwuler Kultur und Subkultur fordern Entwicklung und Entscheidungen:

Welche Beziehungs- und Lebensform ist die richtige: Single, serielle Monogamie, offene Beziehung, Dreierbeziehung, Lederkerl, Schrankschwuler, Urlaubsschwuler oder oder oder...?

Will ich Karriere - mit allen Schwierigkeiten?

Oder lieber keine - und so den ständigen Einklang mit der eigenen Identität?

Zu welchen Opfern bin ich bereit - was wird aus mir im Alter - muß ich mich selbst im Altersheim noch der Diskriminierung stellen - oder ist bis dahin Schwul-Sein Normalität.

Diese Prozesse des Wechsels wir nennen sie Genuines Change - prägen uns stärker als andere.

Wir müssen uns und unser Leben ständig analysieren, uns selbst in Frage stellen und in Bezug zu den verschiedenen Möglichkeiten setzen.

Wir müssen reflektieren - auf hohem Niveau!

Das macht uns sensibel: für andere Systeme, für systemisches Denken und für bewußtes Handeln - sowohl im privaten wie im beruflichen Bereich.

Wir haben es sehr gründlich gelernt, in unterschiedlichen Situationen Lösungen zu entwickeln.

Die schwule Kultur ist geprägt von ständigen, sehr schnellen Veränderungen.

Wir wissen, dass Veränderungen oft nur vorläufigen Charakter besitzen.

Wir wissen um prozessorientiertes Denken - denn wir handeln prozessorientiert.

Das ist unsere Erfahrung, das sind schwule Kompetenzen: Lösungsorientierung, systemisches Denken und Handeln, Prozesse.

Diese Kompetenzen wollen wir, will ANTINOUS in den Dienst seiner Kunden stellen. ANTINOUS ist eine gute Wahl als Berater und Begleiter in Veränderungsprozessen, in Diversity Management und Interculteral Competence, im Coaching von Führungskräften.

ANTINOUS ist erste Wahl als Trainer in Teamentwicklung, Konfliktmanagement, Kundenorientierung und in der Qualifizierung von Verkaufs- und Außendienstmiztarbeitern.

Doch auf wen beziehen wir uns da eigentlich mit jenem Antinous?

Diese Gestalt - tragisch und glücklich zugleich - wie Schwule halt so sind.

Als Liebhaber des Kaiser Hadrian begleitete der junge Antinous an der Schwelle des 2. Jahrhunderts den Hadrian auf seinen Reisen durch die römische Welt.

Er erlebte einen Partner, der als einer der wenigen mustergültigen römischen Herrscher sich zuerst als Diener des Reiches verstand.

Aus lauter Liebe ertränkte sich Antinous gerade 20-jährig im Nil.

Schlecht beraten war er der Überzeugung, so seine Lebenszeit der des Hadrian hinzufügen zu können.

Fortan avancierte Antinous zum Idol.

Hadrian trauerte lebenslang um den Freund, umgab sich mit Büsten desselben und schmückte noch seine Villa in Tivoli den Alterssitz - mit dessen Statuen.

Am Nil gründete er die Stadt Antinopolis, Tempel entstanden, Antinous wurde gesuchter Stadtgott und Schutzpatron.

Es wuchs ein regelrechter Kult; Antinous war unversehens eingereiht in die Phalanx der Hauptgötter - und heute ist seine Statue die meistgefundene im Mittelmeerreum.

Antinous steht für gesellschaftliche Akzeptanz der Schwulen.

Mehr noch steht er für die Verehrung eines Schwulen - und das mögen wir.

Antinous steht auch für eine beständige Beziehung, die uns Schwulen nicht immer nachgesagt wird.

Wir haben die feste Absicht, solchen Enthusiasmus auch unseren Kunden entgegenzubringen - auch wenn wir für Sie nicht gleich in den Main springen werden. das wäre sinnlos sehen sie - wir denken immer an Ihren Nutzen Heute hat es mir Freude gemacht, Ihnen ANTINOUS, die schwule Unternehmensberatung im Netzwerk der Synergie vorstellen zu können.

Betrachten sie diese Präsentation als Akt der Gründung und gleichzeitiges Versprechen, Ihnen Nutzen und Leistung zu liefern.

Lesen Sie auf unserer heute freigeschalteten Homepage ://www.antinous-consulting.de www.antinous-consulting.de - nach, was wir im einzelnen zu bieten haben.

Der historische Antinous zeigt, welche Wertschätzung Schwule erfahren können.

Er ist ein Symbol, wozu Schwule fähig sind.

Ein Anreiz für ANTINOUS, seinem Namensgeber nachzueifern.

Allerdings versprochen! - ohne die tragische Komponente!